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14 April 2025

Das Geheimnis des Rheinfalls

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SN vom 12. April 2025

Schaffhauser Nachrichten vom 12. April, 2025
 "Das dauernde Ungeheuer muss uns immer wachsend erscheinen",
 sagte einst Johann Wolfgang von Goethe über den Rheinfall. Als
 der deutsche Dichterfürst diesen besuchte, hatte es wohl nicht
 so einen niedrigen Wasserstand wie aktuell, denn wo es normalerweise
 "wallet und siedet und brauset und zischt", wie der Deutsche es
 beschrieb, tröpfelt und nieselt es nach RheinfallStandard nur.
 Allerdings bietet dieses Niedrigwasser auch etwas zu entdecken, was
 sicher nur die wenigsten Touristen kennen und auch viele Einheimische
 wohl nicht wissen: Denn desto niedriger die Abflussmenge, desto besser
 kann man ein Geheimnis des Naturphänomens entdecken, welches der
 Wasserfall sonst gut versteckt hält: eine mannshohe Höhle
 im Felsen, die bisher nur eine Handvoll Menschen betreten konnten.
 Nur eine nachgewiesene Expedition Wer mit dem Zug am Rheinfallbecken
 vorbeifährt, kann sie erahnen, so etwa auch Iwan Stössel,
 Mitglied der "Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen" und Geologe an
 der ETH Zürich. "Ich schaue inzwischen auch täglich auf meiner
 Pendlerreise nach Zürich aus dem Zugfenster, ob die Höhle
 schon erahnt werden kann", gesteht der Experte.  Aber was weiss man
 über die Höhle? "Es ist davon auszugehen, dass es sich um eine
 alte Kalksteinhöhle handelt, die schon lange vor dem Rheinfall
 angelegt wurde, die aber durch den Rheinfall "¹angeschnitten"º und
 möglicherweise ausgeräumt wurde", erklärt Stössel. Die
 Kalksteine wurden demnach schon vor vielen Jahrmillionen, in der Zeitstufe
 Eozän oder auch noch früher, unter warmfeuchten Klimabedingungen
 bereits intensiv verkarstet " das bedeutet, dass sich Hohlräume
 herausgelöst haben. "Vermutlich entstand die Höhle unter dem
 Rheinfall sehr ähnlich", sagt der Experte.  Was dort aber genau
 hinter den Wassermassen normalerweise verborgen bleibt, ist nicht
 ganz klar. Bisher sind nur sehr wenige Personen im Inneren gewesen,
 und diese kann man alle leider nicht mehr fragen, denn das war vor mehr
 als 100 Jahren.  Ein Bild vom Inneren gibt es auch leider nicht, sondern
 nur von aussen, wie Stössel sagt: "Es ist mir kein Bildmaterial,
 insbesondere keine "¹Innenaufnahme"º, bekannt."  Einer derer, der sagen
 konnte, wie die Höhle von innen aussieht, war der Zürcher
 Geologe Albert Heim, der 1931 eine Abhandlung über die Geologie des
 Rheins verfasste. Im Jahr 1921 konnte er mit einem Boot übersetzen
 und eintreten.  "Schalenförmig von Fels überdacht bildet sie
 diese hohle Sprungstufe, unter die man am 3. April 1921 vom Schiff aus
 eintreten konnte." Diese habe einen Durchmesser von fünf bis sechs
 Metern.  Leider hinterliess er keine Bilder und kaum eine Beschreibung
 dessen, was er in der Höhle vorfand. Für Stössel ist
 das aber kein grosser Verlust. Er glaubt, dass das Innere vermutlich
 nicht besonders spektakulär sei. Früher hätte man dort
 eventuell Bohnerze finden können, aber diese seien wahrscheinlich
 schon lange nicht mehr da. "Bohnuston beziehungsweise das lockere
 Bohnerz wurde längst ausgewaschen", sagt Stössel.  Selbst
 wenn der Rheinfall "tobt", dürfte es im Inneren eher unspannend
 sein. "Ich gehe aber davon aus, dass der Innenraum permanent in einen
 dichten Wassersprühnebel gehüllt ist. Licht gelangt wohl
 nur wenig hinein", sagt Stössel. Sicher wisse er es aber nicht.
 Der Rheinfall schützt seine Geheimnisse Um diese Höhle
 zu sehen und eventuell trocken zu betreten, braucht es also massives
 Niedrigwasser. Im Jahr 1921, als Heim diese untersuchen konnte, war die
 Abflussmenge historisch niedrig: Aufzeichnungen aus dieser Zeit sprechen
 von Abflussmengen von gerade mal von 95 Kubikmetern pro Sekunde. Aktuell
 liegen diese bei circa 173 Kubikmetern pro Sekunde, also fast doppelt so
 hoch. Diesen Wert gab es zuletzt im Jahr 1953.   Ohne einen sehr geringen
 Abfluss ist es unmöglich, ins Innere zu gelangen. Laut Stössel
 wäre es "mit vernünftigem Aufwand bei normalem Wasserstand wohl
 wenig ratsam, in die Höhle hereinzukommen " die Gewalt des Wassers
 versperrt den Zugang zur Höhle ziemlich effizient".  Da wieder
 Regen angekündigt ist, dürfte das wohl auch noch eine Weile
 so bleiben.
 
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